Chemnitzer Initiative setzt Nervosität schachmatt
TU Chemnitz Pressestelle: 18. November 2005Bei Schachturnieren ist es nicht anders als in anderen Sportarten: Die eigene Nervosität in Schach zu halten ist oft nicht minder schwer, als den Gegner matt zu setzten. Das gilt erst recht für den jungen Nachwuchs des populären Strategieklassikers. Speziell für Kinder ist die lange Konzentrationsphase während der Spiele eine echte Herausforderung, das weiß auch Steffen Dietz, Schachtrainer bei der Chemnitzer Universitätssportgemeinschaft (USG): "Ich begleite oft die Kinder zu Schachturnieren. Dabei habe ich gemerkt, dass die Jüngsten oft sehr aufgeregt sind und in den Runden kaum stillsitzen können, weil dazwischen in den Pausen keine Entspannung oder Action geboten wird. In den Pausen sind einige der Kinder dann aggressiv geworden oder haben sich einfach nur gelangweilt und waren für die Runden nicht wieder frisch."
Aus diesem Grund entstand die Chemnitzer Initiative "Energietanke - Schachturniere mit Anspruch für Alle", die sich einer altersgerechten Pausengestaltung zwischen den Schachpartien widmet. Die Konzeption dieser Initiative war so überzeugend, dass sie sich im bundesweiten Wettbewerb "startsocial" durchsetzte und nun zu den 100 besten Projekten gehört, die mit einem Beratungs-Stipendium gefördert werden. Ziel der Förderung ist es, den Wissenstransfer aus Wirtschaft und sozialen Institutionen in die ehrenamtlich geprägte Projektarbeit auszubauen und zu beschleunigen. Der Verein startsocial e.V. ( http://www.startsocial.de ) möchte durch diesen Wettbewerb "Hilfe für Helfer" organisieren und wird hauptsächlich von O2, Siemens Business Services, McKinsey & Company und ProSiebenSat.1MediaAG gefördert.
Als Beraterinnen im Rahmen des "startsocial".-Stipendiums sind in diesem Projekt zwei Studentinnen aktiv. Kerstin Bongart ist Studentin der TU Dresden und Inken Carstensen-Egwuom, studiert Interkulturelle Kommunikation und BWL an der TU Chemnitz. Inken Carstensen-Egwuom ist Stipendiatin bei e-fellows.net und hat auf diesem Wege von der "startsocial" - Initiative erfahren. Sie beschreibt ihre Eindrücke von den Aktivitäten der Energietanke auf dem Chemnitzer "Jugend Open", dem größten Jugendschachturnier Deutschlands mit fast 400 Teilnehmern: "Alles war sehr vielfältig: In den Pausen zwischen den Turnierrunden reichten die Aktivitäten vom Schminken über Gummistiefelweitwurf, Rollbretter, Stelzenlaufen und Kuscheln in der Ruheecke bis zur Verkleidung als Pastor oder Polizist! Die Ehrenamtlichen waren mit Begeisterung dabei und zeigten immer wieder ihre Fähigkeiten zum Improvisieren, ihr wachsames Auge für das Wohlbefinden der Kinder und ihren Spaß an der ganzen Sache."
Im Moment wird die Initiative der Energietanke noch allein aus privaten Mitteln gedeckt, außerdem stellt der Hort des Chemnitzer Schulmodells jede Menge Spielmaterialien. Da es jedoch viele Spielsachen gibt, die immer wieder neu gekauft bzw. ersetzt werden müssen, ist die Initiative daran interessiert, Unternehmen als Kooperations-Partner zu gewinnen. Dabei, und beim Aufbau einer eigenen Website zur öffentlichen Präsentation der Initiative, soll das Beratungsstipendium der Energietanke helfen.
Ursula Kaminski, Erzieherin im Hort des Chemnitzer Schulmodells und neben Steffen Dietz ebenfalls Mitbegründerin des Projektes, ist von der Idee überzeugt: "Das Schöne ist ja auch, dass sich so viele Jugendliche und Erwachsene für diese Pausengestaltung engagieren, unter anderem Schüler des Chemnitzer Schulmodells, und angehende Erzieher von der Berufsschule für Gesundheit und Soziales. Wir Helfer haben viel Spaß und versuchen den Kindern durch unsere Arbeit Anerkennung entgegenzubringen. In den Pausen soll es den Kindern gut gehen. Bei uns gibt es nur Gewinner!" Falls das so bleibt, steht einem möglichen Großmeister aus Chemnitz nichts mehr im Wege.
(Autor: Thomas Doriath)